ÖPNV-Projekte des Rhein-Sieg-Kreises im Raum zwischen Köln und Bonn

Herr Dr. Groneck stellt dem Dialogforum verschiedene ÖPNV-Projekte des Rhein-Sieg-Kreises vor. Der Kreis ist ein dynamischer und wachsender Raum. Es gibt die Tendenz, dass der Zuwachs in Richtung Rhein besonders stark ist.

Die wesentlichen Ziele des Kreises sind im Nahverkehrsplan, welcher stetig aktualisiert wird, niedergeschrieben. Bis 2005 gab es Einsparungen im ÖPNV-Bereich, seit 2010 wird wieder deutlich mehr investiert. Der Kreis ist in der Planung für einen Ausbau weiterer Maßnahmen. Allerdings sei hier zu beachten, dass es für die Realisierung von Projekten eine lange Vorlaufzeit gebe.

Im Jahr 2019 wurde das Projekt „Lead City“ in Bonn ins Leben gerufen. Bonn ist eine der fünf Lead Cities in Deutschland. Hier sollten Maßnahmen zur Luftreinhaltung erprobt werden. Dadurch konnte der Busverkehr in Bonn und im Umland ausgebaut werden. Mit der Erhöhung des Angebots konnte auch eine neue Nachfrage generiert werden.

In Bezug auf Schienenprojekte ist derzeit das Vorgehen, die bestehenden Linien auszubauen und die Taktung zu erhöhen, sowie zusätzliche Wochenend- und Nachtangebote zu schaffen. Zudem soll es eine Netzerweiterung geben. Herr Dr. Groneck führt hier als Beispiel Niederkassel an, wo es derzeit noch keinen Schienenverkehr gibt, aber viele Pendler*innen. Mit einer neuen Stadtbahn werde hier eine geradlinige Verbindung nach Köln geschaffen. Diese Stadtbahn soll auch den Rhein queren und damit eine geringere Pendelzeit schaffen. Das Landesverkehrsministerium stellte jedoch im frühen Planungsprozess klar, dass die Schienen der Rheinquerung nicht in Verbindung mit einer Autobahn geführt werden könnten. Das Ziel der Stadtbahn sei es, möglichst nah an Siedlungsgebiete zu kommen, um die Menschen zu erreichen. Für das Stadtbahnprojekt ist bereits eine Vorzugsvariante bestimmt. Ein weiteres Beispiel für ein Schienenprojekt ist die Verlängerung der S13. Die S13 bekommt rechtsrheinisch einen neuen Verknüpfungspunkt mit der Stadtbahnlinie 66 in Bonn-Vilich. Sie beschleunige damit den Zugverkehr zwischen Bonn Hbf und dem Flughafen Köln/Bonn. Außerdem werde linksrheinisch die Stadtbahnlinie 18 von Brühl nach Bonn zweigleisig ausgebaut.

Insgesamt sind die Maßnahmen des öffentlichen Verkehrs vor allem in Nord-Süd-Richtung ausgerichtet. Eine Ost-West-Verbindung zwischen beiden Rheinseiten, wie sie die Rheinspange ermöglicht, kann durch die Stadtbahn in Niederkassel nur marginal hergestellt werden, da sie vor allem den Kölner Süden erreicht. Eine ÖPNV-Verbindung zwischen Köln und Bonn über den Rhein gibt es derzeit nicht.

Zusätzlich werde über den Verkehr der Zukunft nachgedacht. Weitere Themen des Rhein-Sieg-Kreises seien ein emissionsfreier Busbetrieb durch Wasserstoffbusse, Anschaffung von Hybridfahrzeugen oder voll-elektrische Fahrzeuge. Zudem beschäftige sich der Kreis mit der Stärkung der „letzten Meile“, beispielsweise durch Fahrradmietsysteme oder On-Demand-Angebote.

Fragen von Teilnehmenden

Ein Teilnehmer fragt, ob der Ausbau der Stadtbahnlinie 18 bei der Verkehrsplanung der Autobahn berücksichtigt wird. Außerdem äußert er den Wunsch, dass die Auswirkungen der ÖPNV-Maßnahmen im Verkehrsgutachten an prominenterer Stelle dargestellt werden. Herr Däumer antwortet, dass alle konkret geplanten Maßnahmen des Ausbaus des ÖPNV in das Verkehrsmodell mit einflossen. Der Ausbau einer Linie 18 habe jedoch keine gravierenden Auswirkungen auf das Verkehrsmodell. Tatsächlich hängen die Planungen zur Rheinspange davon ab, dass alle vorgestellten ÖPNV-Maßnahmen umgesetzt werden. Ansonsten könnte die Rheinspange 553 den Verkehrsbedarf nicht decken.

Eine Teilnehmerin fragt, ob die Verkehrszahlen für LKW und PKW getrennt voneinander erhoben werden. Der LKW-Verkehr steige stark an und dies hänge auch mit politischen Entscheidungen zur Beförderung von Wirtschaftsgütern zusammen. Herr Däumer antwortet, dass die Verkehrszahlen für PKW und LKW getrennt voneinander erfasst werden. Die Zahlen zeigen, dass der LKW-Verkehr stärker ansteigt als der PKW-Verkehr. Güterverkehr lasse sich jedoch nicht einfach von der Straße auf die Schiene verlegen, weil die Schiene bereits ausgelastet sei. Näheres liege jedoch im Aufgabenbereich der Deutschen Bahn.  Herr Dr. Groneck ergänzt, dass er es aus Sicht der ÖPNV-Planung grundsätzlich begrüßen würde, wenn mehr Verkehr auf die Schiene verlagert würde. Die bestehende Schieneninfrastruktur reiche jedoch nicht aus, um in großem Maße zusätzlichen Güterverkehr aufzunehmen.

Die Teilnehmerin bemängelt, dass in Zeiten des Klimawandels andere Maßnahmen getroffen werden müssten. Frau Schaffrath erwidert, dass diese Entscheidungen politisch getroffen wurden und die Autobahn GmbH nur den Planungsauftrag erhalte.

Ein Teilnehmer richtet eine weitere Frage an Herrn Dr. Groneck: Wenn der Preis für den ÖPNV gesenkt werde, könnten dann nicht mehr Verlagerungseffekte stattfinden und der ÖPNV attraktiver werden? Wird das auch in die Berechnung einbezogen? Herr Dr. Groneck antwortet, dass die vorgegebenen Verfahren den Preis nicht berücksichtigen, sondern sehr stark reisezeitabhängig sind.